Quid autem vides festucam

... in oculo fratris tui et trabem in oculo tuo non vides.

Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge siehst du nicht?
(Matthäus 7,3)

Ich bin momentan wieder auf der Suche nach schönen lateinischen Zitaten, mit denen Lantpert im zweiten Band ein bißchen angeben kann. Das oben genannte ist schon immer eines meiner liebsten Bibelzitate gewesen, weil es so wahr ist und so stark zur Bescheidenheit ermahnt. Gibt es überhaupt etwas Peinlicheres, als Fehler an anderen zu kritisieren und für die eigenen Fehler blind zu sein?

Das Schönste ist, daß man dieses Zitat universal einsetzen kann. Auch fürs Schreiben natürlich.


Ich lese ja nun schon eine ganze Weile auf einem großen, sehr bekannten Bücherforum mit. Und die (Leser-!)Meinungen, die da zum Thema Books on Demand, Kindle Self Publishing und sonstigen selbstpublizierten Texten laut werden, haben mir schwer zu denken gegeben. Stellvertretend nur mal ein Zitat:

[...] Dieses Möchtegern-Autoren sind ja nicht bereit etwas zu lernen, sich durchzubeißen - nein, sie sind oftmals der Meinung, nur weil sie zuhause einen PC haben, wären damit schon die Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Schriftstellerleben vorhanden. Sie (diese Textmüllproduzenten) leben in einer selbsterschaffenen Traumwelt [...]

Ja. Da heißt es erst mal schlucken.

Implizit geht es so weit, daß den Autoren, die ohne Verlag veröffentlichen, beinahe Betrug am Leser vorgeworfen wird. Der Buchkäufer könne, wenn er im Laden oder im Internet einen Titel erwirbt, doch wohl von einem gewissen Mindeststandard ausgehen: Korrektorat, Lektorat, professionelles Cover. Er legt schließlich auch echtes Geld auf den Ladentisch.

Kann ich wirklich widersprechen? Nein. Diese Stimmen beschreiben ganz genau, was ich gemacht habe: mich an den PC gesetzt, eine Geschichte geschrieben, irgendwo hochgeladen, in Gimp ein Cover zusammengeschustert und aus diesen Versatzstücken frei Schnauze ein Machwerk kreiert, das so tut, als wäre es ein Buch. Aber - aus Sicht der allermeisten Leute wohl nicht nur auf diesem Forum - eben keines ist.

Diese beißende Kritik trifft mich, obwohl sie gar nicht direkt an mich gerichtet ist, im Moment viel mehr als es jeder Verriß des "Herzogsguts" könnte. Wie "schuldig" bin ich in diesem Punkt. Geht es mir nicht auch so, daß ich bei BoD-Kollegen eifrig kritisiere, aber meine eigenen Unzulänglichkeiten vor mir selbst entschuldige? Kann ich meine eigene Schreiberei überhaupt kritisch beurteilen? Wie groß ist der Balken in meinem Auge tatsächlich?

 

Bin ich wirklich ein Betrüger?

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Monika (Montag, 30 Januar 2012 07:15)

    Hallo Josefa, bin über FB und die Diskussion über BoD auf deine Seite gestoßen.
    Ich bin nun auch kein BoD-Fan, aber obige Kritik ist allerübelst in meinen Augen. Spricht daraus vielleicht etwas Neid?
    Bei Amazon habe ich einen, noch etwas müden, Blick in dein Buch geworfen. Es sieht nach einer Menge Recherche und entsprechend viel Arbeit aus. Dazu ist dann noch ein gerüttelt Maß an Disziplin nötig. Du hast meinen Respekt, dass alles auch noch in einem zweiten Band aufzubringen.
    Lass dich nicht fertig machen.
    Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und muss jetzt erst mal was frühstücken ;-)
    LG Moni

  • #2

    Julia (Sonntag, 05 Februar 2012 23:20)

    Eigene Fehler erkennen ist immer schwer, aber viel schwerer ist es, zu diesen zu stehen.
    Natürlich fällt es Dir leichter, andere zu kritisieren, womit die genauso umzugehen haben, wie Du mit den Kritiken, die Du erhälst. Dass Du Deine eigenen Fehler nicht objektiv beurteilen kannst, versteht sich ebenfalls von selbst, wer kritisiert schon gern sein eigenes Kind?
    -Soviel zu den "Fehlern".-

    Jetzt zum Betrug: Ich glaube nicht, dass Du Leser betrügst. Wer ein Buch bezieht, das bei BoD veröffentlicht wurde, weiß normalerweise, dass der ganze Sums eines 'ordentlichen' Verlags nicht durchgezogen wurde. Jeder der das anders sieht, besteht im Denken entweder aus Neid, Ignoranz oder Selbstüberschätzung.

    Grüßle Julia

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